Umsätze sollen auf über zwei Milliarden Euro steigen. Bisheriger Datenwildwuchs behindert Wachstum. Zentrale Geo-Clearing-Stelle gefordert


Der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM) fordert die Einrichtung einer zentralen staatlichen Stelle für Geoinformationsdaten.

„Unternehmen brauchen in Deutschland heute oft detektivisches Gespür, um herauszufinden,
bei welcher Behörde welche geografischen Daten liegen“,
sagt Siegfried Wenzel, Mitglied des BITKOM-Hauptvorstands.
„Zudem unterscheiden sich die Daten oft sehr stark in Qualität, Aktualität und ihren Bezugsbedingungen. Dies
erschwert die elektronische Weiterverarbeitung enorm“, ergänzt Wenzel, der auch die Projektgruppe Geoinformationswirtschaft des BITKOM leitet.

Um diesen Wildwuchs einzudämmen, sollte aus BITKOM-Sicht eine deutsche Geo-Clearing-Stelle gegründet werden, die diese Daten zentral und Bundesländer übergreifend koordiniert. Eine solche Stelle sollte als öffentliche und zentrale Einrichtung den Zugang zu amtlichen Geobasisdaten gewährleisten, regeln und standardisieren.
Auf diese Weise könne im föderalen Deutschland der bisher stark zersplitterte und unterentwickelte Markt für öffentliche Geobasisdaten sein Potenzial am besten entwickeln.

Geographische Daten und Informationen sind eine wichtige Wissensbasis für Staat und Wirtschaft: Sie dienen als Rohstoff für zahlreiche Wirtschaftsbereiche, zum Beispiel bei Navigationssystemen, der Immobilienberatung, dem Katastrophenschutz oder der Netzplanung im Mobilfunk.
Welche faszinierenden Anwendungen Geodaten ermöglichen, führt „Google Earth“ gerade einem breiten Publikum vor Augen. Die Geodaten müssen jedoch erhoben, gepflegt, verarbeitet und präsentiert werden – entweder von einer staatlichen oder einer privaten Einrichtung.

Eine Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit prognostiziert dem Markt für Geodaten im Jahre 2008 ein Volumen von über zwei Milliarden Euro. In diesem Bereich könnten laut Studie in Deutschland etwa 14.000 neue Arbeitsplätze entstehen.

„Jedoch bleibt das Markt- und Arbeitsplatzpotenzial für Geoinformationen seit Jahren weit hinter den Erwartungen zurück“, sagt Wenzel. Aufgrund der mangelnden Transparenz zwischen Bund, Ländern und Kommunen habe die Privatwirtschaft begonnen, selbst Geodaten zu erfassen, obwohl diese Daten oft in den Behörden vorliegen. Zudem werden weder öffentliche noch private Geodaten bundeseinheitlich erhoben. „Damit entsteht ein zunehmender Wildwuchs an individuellen, nicht standardisierten Datenbeständen, Medien und Qualitäten“, so Wenzel.

Die Folgen: Die Daten können kaum reibungslos und medienbruchfrei ausgetauscht werden. Möglichen Anwendern werden viele Informationen nicht bedarfsgerecht zur Verfügung gestellt – oder nur dank spezieller, teurer technischer Zusatzlösungen. Diese Kritikpunkte haben Politik und Wirtschaft in einem gemeinsam verfassten Memorandum der Kommission für Geoinformationswirtschaft festgehalten. Wenzel: „Die öffentliche Hand und die beteiligten Wirtschaftszweige sollten das Memorandum zügig gemeinsam umsetzen.“

„Die Geobasisdaten sollen auf allen staatlichen Ebenen einheitlich erhoben und – inklusive der Nutzungsbedingungen – einheitlich und kostenlos bereit gestellt werden“, fordert Wenzel. Eine Geo-Clearing-Stelle wäre der zentrale Partner der Erzeuger und Nutzer von Geodaten. Sie informiert auch darüber, welche Geoinformationen verfügbar sind, und stellt die Qualität, Aktualität, Vollständigkeit und Verfügbarkeit der Daten sicher.